
Wolfgang Amadé Mozart: Laudate Dominum, aus der Versperae solennes de confessore KV 339 (1780)

Mozart Amadé Mozart
geboren 27. Januar 1756 in Salzburg,
gestorben 5. Dezember 1791 in Wien.
Uraufführung der Vesperae solennes de confessore KV 339:
August 1780 im Dom zu Salzburg
Aristoteles denkt sich Gott als unbewegten Beweger. Allerdings nicht so, dass nun Gott alles Irdische von aussen bewegt (das Kreisen der Sterne und das Leben und Sterben der Menschen), dann wäre nämlich Gott selbst ins Irdische hineinverzahnt. Das unbewegte Bewegliche bewegt «dadurch, dass es begehrt wird» (Aristoteles, Metaphysik, XII.Buch 1072 3). Die Beziehung zwischen dem Vollkommensten und dem Weltlichen ist als eine erstrebte, erotische zu denken.
Mozart kommt in seinem Laudatum Dominum diesem philosophischen Gedanken musikalisch äusserst nahe. Man könnte sogar sagen, hier bestimmt musikalisch Zärtlichkeit das Gott-Mensch-Verhältnis.
Mozart komponierte sein Laudatum Dominum im August 1780 für die Vesper-Liturgie (mit seinen 5 Psalmen und dem Magnificat), also für das abendlichen Stundengebet der katholischen Kirche am Vorabend des Festes eines heiligen Bekenners. Dabei bildet der Psalm 117 (116 Vulgata) den letzten der 5 Psalmen des Vesper-Gottesdienstes. Mozart wählt als Form eine alte liturgische Form: die responsorale Form mit VorsängerIn und antwortendem Chor.
Hörbegleiter:
Das Streichorchester beginnt mit dieser überirdisch schönen F-Dur-Serenaden-Melodie, die wie bei einem Ständchen nur leise von lautenartig geschlagenen Akkorden (in den zweiten Geigen zusammen mit dem Bass) begleitet ist und zeitweise noch von einem leise hervortretenden Fagott unterlegt wird.
Dann übernimmt der Solosopran die rhythmisch an die Traddition der Siciliano erinnernde Melodie und führt sie selbständig weiter.
«Laudate» ist als aufsteigende lobende Melodie vertont.
«omnes populi» klingt nicht nach einem Appell an alle Völker, sondern ist ein sanftes, fast selbstverständliches Werben, sich dem Begehren hinzugeben.
«Misericordia»: dem Wortsinn entspricht auch die Musik: «ein Herz haben, für die, die in der Misere sind».
«Veritas Domini»: wunderbar, wie sich die Wahrheit Gottes in der Melodie zeigt, die sich nach unten bewegt, wie ein sich der in der Misere steckenden Welt für immer zuneigender zärtlicher Gott.
Schliesslich antwortet der Chor auf die Vorsängerin mit dem „Ehre sei...“ und übernimmt die gleiche Melodie des Soprans, aber vereinfacht sie für die Allgemeinheit.
Beim „Amen“ erscheint nochmals der Solo-Sopran, gleichsam als göttlicher Bote musikalisch hinunterschwebend über den Jahrhunderten (saecula saeculorum) auf den Chor der Menschen.
Laudate Dominum omnes gentes
Laudate eum
omnes populi.
Quoniam confirmata est super nos misericordia eius:
et veritas Domini manet in aeternum.
Gloria Patri et Filio et Spiritui sancto
Sicut erat in principio, et nunc et semper
Et in saecula saeculorum.
Amen.
Lobet den Herrn alle Lande:
Lobet ihn
alle Völker.
Denn seine Barmherzigkeit ist befestigt über uns:
Und die Wahrheit des Herrn bleibt in Ewigkeit.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geist,
Wie im Anfang so auch jetzt,
und in Ewigkeit.
Amen.
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